(Wie) kann Generationenwohnen gelingen?

Im November 2021 habe ich meinen CAS (Certificate of Advanced Studies) in „Gerontologie als praxisorientierte Wissenschaft“ an der Berner Fachhochschule abgeschlossen. Ich habe Einblicke nehmen können in das spannendes, für mich eher neue Gebiet der Gerontologie, der Alterswissenschaft.

In meiner Abschlussarbeit habe ich mich mit dem Thema „Generationenwohnen„, dem gemeinsamen Wohnen verschiedener Generationen unter einem Dach, befasst. Die Wahl des Themas ist motiviert aus meiner langjährigen politischen Arbeit im 40-köpfigen Parlament der Gemeinde Köniz. Dort habe ich mich u.a. dem Thema des bezahlbaren Wohnens in der Gemeinde Köniz gewidmet. Dabei ist mir aufgefallen, dass in Köniz – im Gegensatz zur Stadt Bern und dem Grossraum Zürich – das Thema des generationendurchmischten Wohnens politisch noch kein Thema ist.

Deshalb standen in meiner Abschlussarbeit die folgenden Fragestellungen im Vordergrund: Was bedeutet Generationenwohnen überhaupt? Welche sind dessen Vorteile? Weshalb erlebt sie v.a. aber nicht nur in den Städten derzeit einen Schub? Und gibt es auch Nachteile dieser Wohnform? Was muss gegeben sein, damit Generationenwohnen gelingen kann? Und gibt es Stolpersteine, welche zu beachten sind?

Interessiert am Thema? Dann kann meine CAS-Arbeit ev. Antworten liefern. Möchtest du am Thema mitdenken? Dann melde dich doch einfach über das Kontaktformular.

Hier findest du meine CAS-Arbeit.

Keine Kürzung der Sozialhilfe bei Flüchtlingen!

Im vergangenen Jahr wollten der Regierungsrat und der Grosse Rat des Kantons Bern die Sozialhilfe kürzen. Der Grundbedarf für die sozial Schwächsten hätte um 8-30% gesenkt werden sollen. Das Berner Stimmvolk hat diesem Sozialabbau aber in der Abstimmung vom 19. Mai 2019 eine Absage erteilt und die Revision des Sozialhilfegesetzes abgelehnt.

Obschon die Kürzungsvorlage in der Volksabstimmung gescheitert ist, will die Direktion von Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg nun durch die Hintertüre einen noch bedeutend weiter gehenden Leistungsabbau durchsetzen. In einem Verordnungsentwurf will die kantonale Sozialdirektion den Grundbedarf für Vorläufig Aufgenommene mit mehr als sieben Jahren Aufenthalt in der Schweiz deutlich unter das Existenzminimum senken. Gerade noch 382 Franken pro Monat will Regierungsrat Schnegg diesen Personen für alle Güter des täglichen Bedarfs ausrichten. Davon kann man in der Schweiz nicht anständig leben. Auch der Kanton Bern kann und muss sich eine existenzsichernde und faire Sozialhilfe für Vorläufig Aufgenommene leisten.

Der Verordnungsentwurf ist nicht nur ein Anschlag auf die Menschenwürde der Betroffenen, darunter sind viele Kinder und Kranke. Die Verordnung missachtet auch den Volkswillen: Obschon in der Volksabstimmung vom Mai 2019 eine Kürzung des Grundbedarfs für Vorläufig Aufgenommene abgelehnt wurde, will der Berner Sozialdirektor diese Bezüge nun deutlich unter das Existenzminimum senken. Dabei werden auch grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien ausgehebelt und irreführende Angaben über die Leistungen in anderen Kantonen gemacht.

Weitere Informationen über die Vernehmlassungsvorlage findest du hier. Weitere Hintergrundinfos hier. Hilf mit, den Kahlschlag bei den Unterstützungsleistungen für Vorläufig aufgenommene zu verhindern. Beteilige dich an der bis zum 21. Februar 2020 laufenden Vernehmlassung, eine Vorlage hierfür findest du hier.

Die Solidarität hat gesiegt! Keine Kürzungen in der Sozialhilfe im Kanton Bern.

Ich freue mich sehr über den Entscheid der Bernerinnen und Berner! Mit über 52% der Stimmen haben sie das neue Sozialhilfegesetz abgelehnt. Und damit Kürzungen bei den ärmsten Menschen verworfen. Die Solidarität hat gesiegt! Während in den ländlichen Gebieten die bürgerlich geprägte Vorlage des Grossen Rates mehrheitlich Zustimmung fand, lehnten die französischsprachigen Gemeinden und die Städte – inkl. der bürgerlich wählenden Stadt Thun – die Kürzungen klar ab. Und auch der Volksvorschlag wirkungsvolle Sozialhilfe fand bei knapp 44% der Stimmenden Zustimmung. Dieses Resultat zeigt, dass Kürzungen in der Sozialhilfe nicht mehrheitsfähig sind.

Die Berner Stimmbevölkerung hat am Wochenende vom 19. Mai 2019 über die Kürzungen der Sozialhilfe um 8 bis 30% abgestimmt. Sie hatte zudem über einen Volksvorschlag zu befinden, welcher bei älteren Menschen und Menschen ohne Ausbildung vermehrt investieren wollte und eine Weiterentwicklung der Sozialhilfe vorschlug.

Wichtig ist nun, dass die Kürzungsvorschläge in den Kantonen Baselland (Stand: Regierungsrat muss dem Parlament eine Kürzung der Sozialhilfe von 30% (!) unterbreiten) und Aargau (Stand: Regierungsrat muss dem Parlament einen Prüfbericht vorlegen, ob eine Kürzung von 30% (!) möglich ist) nun ebenso vom Tisch gefegt werden.

Interview im Bund mit Herrn RR Pierre-Alain Schnegg, «Sparen ist nicht das erste Ziel» – mein Leserbrief

Interview Bund vom 30.3.19 / Leserbrief im Bund vom 2.4.19

Mit dem Volksvorschlag «wirksame Sozialhilfe» auf Ausbildung setzen

Das aufschlussreiche Interview mit dem Gesundheits- und Fürsorgedirektor zeigt auf, wie die Welt der Sozialabbauer funktioniert. Alle Argumente werden schlicht ins Gegenteil verdreht, auch wenn sie grossteils einer fachlichen Überprüfung nicht standhalten dürften. Wo Herr Schnegg aber Recht hat: es braucht neue Lösungen in der Sozialhilfe, um die Chancen der Menschen in Armut zu verbessern. Kürzungen und mehr Druck sind dabei aus fachlicher Sich aber nicht zielführend. Deshalb setzt der Volksvorschlag «wirksame Sozialhilfe» auf Ausbildung, Qualifizierung und einen würdigen Umgang mit älteren Menschen. Denn nur wenn wir Menschen mit fehlender Ausbildung einen Berufsabschluss ermöglichen, geben wir ihnen die Chance, auf eigenen Füssen stehen zu können. Und nur wenn wir für ältere aus dem Arbeitsprozess herausgedrückte Menschen würdigere Lösungen anbieten können, vermeiden wir steigende Krankheits- und Sozialhilfekosten. Deshalb setze ich mich am 19. Mai 2019 für ein JA zum Volksvorschlag und eine NEIN zur Revision des Sozialhilfegesetzes ein.

Christian Roth

Parlament Köniz

Liebefeld


Verein „faire Sozialhilfe“ gegründet

Am 19. Mai 2019 wird im Kanton Bern über ein neues Sozialhilfegesetz abgestimmt. Im Kern geht es um die Kürzung des Grundbedarfs in der Sozialhilfe um 8 bis 30%. Wenn die Revision angenommen wird, erhalten Bedürftige im Kanton Bern deutlich weniger Geld zum Leben als in anderen Kantonen. Vor allem betroffen sind Kinder und Jugendlichen, welche einen Drittel aller Sozialhilfebezüger/innen im Kanton Bern ausmachen.

Nun hat sich ein Verein namens „faire Sozialhilfe“ gegründet, welcher die geplanten Kürzungen in der Sozialhilfe ablehnt. Er unterstützt den Volksvorschlag „wirksame Sozialhilfe“. Auf seiner Website fairesozialhilfe.ch finden sich umfassende Informationen zur Sozialhilfe, fundierte Argumente gegen die Gesetzesrevision und viele „Stimmen der Vernunft“, welche sich gegen den Sozialabbau einsetzen.

Der Verein ist eine gemeinnützige Organisation, welche politisch und konfestionell neutral ist. Er will mit sachlichen Argumenten in die emotional geführte Diskussion eingreifen. Denn auch er ist der Meinung, dass die politische Diskussion gestützt auf Fakten und nicht basierend auf Vorurteilen geführte werden muss.

Sozialhilfe: Grundbedarf wurde in den letzten 20 Jahren gesenkt

1998 wurde der Grundbedarf in der Sozialhilfe erstmals als Pauschale definiert und auf sfr. 1’110.– festgesetzt. Zulagen gab es noch keine. Diese Pauschale orientierte sich damals an den Ausgaben der einkommensschwächsten 20% der Schweizer Haushalte.

2005 wurde die Integrationszulage und der Einkommensfreibetrag eingeführt. Und dafür der Grundbedarf auf sfr. 960.– gesenkt. Gleichzeitig wurden nur noch die Ausgaben der einkommensschwächsten 10% der Haushalte als Referenzgrösse verwendet. Der Grundbedarf wurde 2011 und 2013 der Teuerung angepasst, was aber nicht in allen Kantonen vollzogen wurde. So verzichtet der Kanton Bern z.B. seit Jahren auf die Anpassung der Grundbedarfs an die Teuerung.

Wichtig zu wissen: der Grundbedarf wurde in den letzten Jahren bereits deutlich gesenkt.

Facts zur Sozialhilfe

Am 19. Mai 2019 stimmen wir im Kanton Bern über die Ausgestaltung der Sozialhilfe ab. Zur Diskussion steht die Vorlage des Grossen Rates, welche eine Kürzung der Sozialhilfe zwischen 8 und 30% vorsieht. Und ein Volksvorschlag, der sich für die Beibehaltung der Ansatz in der Sozialhilfe, für Ausbildung von Menschen in der Sozialhilfe und für einen würdigen Umgang von über 55-jährigen Menschen, welche von Arbeitslosigkeit betroffen sind, einsetzt.

Diese Diskussion dürfte emotional gesprägt sein und ideologisch aufgeladen geführt werden. Sachlichekeit tut also not. Deshalb werde ich in den nächsten Wochen und Monaten regelmässig auf Fakten basierte Kenntnisse zur Sozialhilfe veröffentlichen. Dabei stütze ich mich ab auf eine Studie des Büro BASS zum sog. Grundbedarf in der Sozialhilfe, Stand Nov. 2018

Fakt ist: Die Berechnung des SKOS-Grundbedarfes basiert auf einer breit abgestützten wissenschaftlichen Grundlage. Der Grundbedarf liegt bereits heute unter dem Betrag, den die einkommensschwächsten 10% der Haushalt ausgeben. Eine Senkung des Grundbedarfs lässt sich fachlich nicht begründen.



Replik auf Leserbrief von Ueli Studer, «Polemik in der Sozialhilfe»

Bund vom 11.1.19
Wahlkampf der SVP auf Kosten der Sozialhilfebezüger

Der Leserbrief von Alt-Grossrat, Alt-Gemeinderat und Alt-Gemeindepräsident von Köniz, Ueli Studer, ist eine logische Fortsetzung der Kampagne der SVP gegen die Sozialhilfe und die armen Menschen in der Schweiz. Ueli Studer und ich haben im und neben dem Könizer Parlament schon viele kontroverse Diskussionen über die Sozialhilfe geführt. Ich kann nach wie vor nicht verstehen, wie ein bis Ende 2017 auf lokaler Ebene vernünftig und auf Fakten basierender Politik betreibender Ueli Studer, auf kantonaler Ebene wissenschaftliche Studien als Fake-News darstellen und ein Fachgremium wie die SKOS mit einem Federstrich als polemisch betiteln kann. Und dies stets im Wissen darum, dass diese Behauptungen immer auf dem Buckel der Sozialhilfeempfänger geschehen. Halten wir uns deshalb vor Augen, dass zum Thema Sozialhilfe seit geraumer Zeit eine mit aus nicht öffentlich deklarierten Mitteln finanzierte Kampagne der SVP im Hinblick auf die Nationalratswahlen 2019 läuft.

Christian Roth

Parlament Köniz